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Emotionaler Abschied in Landringhausen – Kovel-Kinder fahren zurück in die Ukraine

Landringhausen. So schnell können 3,5 Wochen vergehen: In Landringhausen haben sich heute die Kinder aus der ukrainischen Partnerstadt Kowel von ihren Barsinghäuser Gasteltern verabschiedet. Am Mittag stiegen sie in den Reisebus und fahren nun – nach erlebnisreichen Wochen – zurück in eine ungewisse Zukunft.

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Es wird sich auf dem Sportplatz in Landringhausen viel umarmt an diesem Dienstagmittag. Hier hat ein Großteil der 20 Kovel-Kinder den Aufenthalt am Deister verbracht. Einige waren auch wieder bei Gastfamilien untergebracht. Lilli Bischoff, Vorsitzende des Vereins ‚Kinderhilfe Ukraine‘ sagte als die Kinder den Bus bestiegen: „Ich verstehe diesen Krieg nicht, dabei verlieren alle Seiten.“ Umso wichtiger sei daher der Aufenthalt in der Deisterstadt gewesen, um den Kindern einige Wochen Ruhe und Abwechslung zu bieten.  

Ereignisreiche Zeit am Deister

Die Kinder verbrachten viel Zeit gemeinsam auf dem Sportplatz in Landringhausen und spielten miteinander. „Wir sind den Bewohnern von Landringhausen so dankbar“, erzählt Bischoff, „Es wurden uns Fahrräder, Spielzeug und ein Pool zur Verfügung gestellt. Es kamen auch immer wieder Anwohner, die uns Essen gebracht haben, oder für uns gegrillt haben.“ Außerdem besuchten die Kinder den Zoo in Hannover, das Rasti-Land, die Schwimmbäder in Stadthagen und Barsinghausen. „Das Deisterbad hat ihnen aber besser gefallen“, so Bischoff weiter. Auch ein Besuch bei der Üstra stand auf dem Freizeitplan, um sich diverse Busse anzuschauen.

Die Sorge fährt mit

Doch schon vor der Abreise machten Lilli Bischoff und alle Helfer sich Sorgen.„Wir haben den Bus für Sonntag erwartet, doch er kam einfach nicht – und es meldete sich auch niemand. Erst Montagabend gegen 23 Uhr kam er endlich an, aber ich war so aufgeregt, dass ich die ganze Nacht nicht mehr schlafen konnte“, erzählt die 76-jährige Lilli Bischoff. Je nach Situation beim Grenzübertritt, dauere die Fahrt zwischen zehn und 24 Stunden. „Junge Männer dürfen das Land nicht verlassen, weshalb nur alte, oder freigestellte Männer mit dem Bus ins Ausland dürfen.“

Auch Bürgermeister Henning Schünhof war zum Abschied vor Ort und erzählte von Kontakten aus der Ukraine:„Unsere Partnerstadt Kowel ist zwar nicht direkt von Kriegshandlungen betroffen, doch die Auswirkungen sind auch dort deutlich spürbar. Unsere Kontakte berichten, dass es in der Stadt kaum noch junge Männer gibt – sie wurden eingezogen. Vor Ort sorgen nur noch wenige für die Aufrechterhaltung der Infrastruktur.“ Auch viele Kinder aus Kovel haben ihre Väter bereits im Krieg verloren. Nun fahren sie dorthin zurück. Der Bus wurde zusätzlich mit zahlreichen Hilfsgütern „vollgestopft“, wie Bischoff berichtet.

Lilli Bischoff ist in der Vergangenheit immer mit den Kindern mitgefahren. „Seit dem Krieg ist das nicht mehr möglich“, bedauert sie, „Früher hatten wir Freunde in Russland und haben uns ausgetauscht und sind mit den Kindern auch nach Russland gefahren. Es wird Jahrzehnte brauchen, bis diese Freundschaft nach dem Krieg wieder aufgebaut sein wird. Die Menschen haben aus der Geschichte nichts gelernt. Als ob sie den 2. Weltkrieg einfach vergessen hätten.“

Bürgermeister Schünhof: „Erst vor wenigen Tagen haben wir im Rathaus über Gestaltung und Umfang des Volkstrauertages gesprochen. Für einige sind die Kriege in Deutschland lange her, doch der Krieg in unserer Partnerstadt ist aktuell und nicht weit weg.“

Nach einem tränenreichen Abschied setzte der Bus sich dann in Bewegung. Sowohl Bürgermeister Schünhof als auch Ortsbeauftragte Fenja Ganther dankten noch einmal den Unterstützern aus Landringhausen. Peter Messing nimmt seit ca. 8 Jahren Kovel-Kinder auf und hatte auch in diesem Jahr zwei. Er ist auch Fraktionsvorsitzender der SPD: „Man müsste über eine Ehrung der über 20 Helfer aus Landringhausen nachdenken, um diesen Einsatz zu würdigen.“

Die ersten Schritte nach Tschernobyl

Lilli Bischoff, geboren am Uralgebirge, kam 1988 als 39-jährige Russland-Deutsche über Lettland nach Deutschland. Per Zufall erfuhr sie von einem Projekt aus Walsrode, bei dem Kinder nach dem Unglück in Tschernobyl aus der Ukraine nach Deutschland geholt wurden. „Ich war als dabei als Übersetzerin tätig und dachte mir, dass brauchen wir in Barsinghausen auch.“ Mit dem damaligen Bürgermeister Klaus Richter habe sie dann das Projekt in Barsinghausen auf den Weg gebracht und im ersten Anlauf 9 Kinder nach Barsinghausen geholt. Daraus wurden schnell 20 pro Jahr. Zu Kriegsbeginn waren es sogar 45. „Mittlerweile kommen auch die Kinder von ehemaligen Kovel-Kindern.“

Der Verein „Kinderhilfe Ukraine“ finanziert sich allein durch Spenden:

Kontoinhaber: Kinderhilfe Ukraine e.V Barsinghausen

IBAN : DE76 2519 0001 0328 2503 00

BIC : VOHADE2HXXX

Volksbank Hannover 

Verwendung: Hilfe für Kovel

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