Anzeige
Anzeige
Anzeige

Suchthilfestatistik - Weiterhin viele Ratsuchende in den Suchtberatungsstellen

Symbolfoto. Quelle: pixabay.

Region. Im Jahr 2022 suchten gut 47.000 Menschen bei den niedersächsischen Suchtberatungsstellen Rat und Hilfe wegen Alkohol, Cannabis oder sonstiger Suchtprobleme. Das ist einer Erhöhung im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 1.000 Personen (2,8 %)..

Die größte Gruppe der Klienten in den 75 Suchtberatungsstellen in Niedersachsen sind seit Jahren Menschen mit Alkoholproblemen mit 50%, 2021 waren es 50,1%. Weitere behandlungs­leitende Hauptdiagnosen waren die Abhängigkeit von Cannabinoiden mit 19% im Jahr 2022, auch dies entspricht der Quote der Vorjahre. Dies gilt auch für Menschen mit Opioidabhängigkeit mit 12 % und Glücksspielabhängigkeit mit 4 %.

Grundlage der Daten ist die aktuelle Suchthilfestatistik der Nieder­sächsischen Landesstelle für Suchtfragen (NLS). Demnach wurden mehrheitlich Männer (67 %) beraten, betreut oder behandelt. Die Suchtberaterinnen und -berater hatten über 620.000 Kontakte mit Menschen, die in Zusammenhang mit dem Konsum von Suchtmitteln oder aufgrund eines problematischen Verhaltens um Unterstützung baten.

Die Zahl der Klienten in den Suchtberatungsstellen entspricht allerdings nur einem Bruchteil der Menschen, die eine Substanzgebrauchs- oder verhaltensbezogene Störung aufweisen (ca. 1,3 Mio). Ein Grund dafür ist die weit verbreitete Stigmatisierung einer Suchterkrankung, die verhindert, dass Betroffene frühzeitig den Kontakt zur Suchtberatung aufnehmen.

„Sucht und Abhängigkeit sind nach wie vor ein großes gesellschaftliches Problem. Viele Menschen brauchen Beratung und Unterstützung. Wir würden uns wünschen, unsere Beratungskapazitäten noch weiter ausweiten zu können,“ stellt Serdar Saris, Vorsitzender der NLS und Geschäftsführer der Paritätischen Suchthilfe Niedersachsen fest. Vor dem Hintergrund steigender Kosten für Personal und Mieten sei eine gewaltige Herausforderung, das bestehende Angebot aufrechtzuerhalten. Dabei sei es sehr wichtig, dass den Menschen durch die vor Ort gut vernetzten und wohnortnahen Beratungsstellen ein niedrigschwelliges Angebot gemacht werde. „Sucht ist eine Krankheit, die zum Teil dramatische Folgen für die Betroffenen und ihr Umfeld hat,“ ist Saris überzeugt. Indem sie unter anderem zur Stabilisierung und zum Erhalt der Erwerbstätigkeit beitragen, leisteten die Beratungsstellen auch eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe. Ein gut funktionierendes Suchthilfesystem rechne sich auch volkswirtschaftlich: „Einer Studie zufolge erspart jeder in Suchtberatung investierte Euro der Gesellschaft 17€ an Folgekosten“, so der NLS-Vorsitzende.

Der Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege, Dr. Tepe, weist darauf hin, wie wichtig das Netzwerk der Suchtberatung in Niedersachsen ist.  „Viele Menschen, die in die Beratungsstellen der Freien Wohlfahrtspflege in Niedersachsen kommen, haben neben anderen Problemen, wie einer wirtschaftlichen Notlage oder Problemen in ihrer Partnerschaft, nicht selten auch eine Suchtproblematik. Da ist es gut, wenn man eine Suchtberatungsstelle in der Nähe weiß, um den Menschen ganzheitlich helfen zu können“

Von erheblicher Bedeutung ist auch die Suchtprävention, die die Beratungsstellen leisten. Im Jahr 2022 erreichten die niedersächsischen Fachkräfte für Suchtprävention mit insgesamt 2.930 Angeboten und Maßnahmen rund 57.000 Personen. Darunter waren gut 49.000 Endadressatinnen und -adressaten sowie etwa 7.800 Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, vor allem Lehrkräfte sowie Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter.

Niedersachsens Sozial- und Gesundheitsminister Dr. Andreas Philippi erklärt: „Das Land Niedersachsen fördert die wichtigen Angebote von Suchtberatung und Suchtprävention. Gerade Präventionsangebote sind wichtig, damit Menschen gar nicht erst abhängig werden. Ich danke den Mitarbeitenden vor Ort für ihr großes Engagement und dafür, dass sie jedes Jahr Menschen dabei helfen, ihre Sucht in den Griff zu bekommen. Niedrigschwellige Hilfsangebote und digitale Programme können dazu beitragen, insbesondere Kinder und Jugendliche zu stärken und so den Erstkonsum zu vermeiden. Deshalb hat die Arbeit der Suchtberatungsstellen für die Landesregierung einen außerordentlich hohen Stellenwert. Trotz der allgemein sehr angespannten Haushaltslage halten wir daher an unserer Förderung vollumfänglich fest.“