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Unfall Kirchdorfer Rehr überschattet die ansonsten positive Unfallstatistik der Polizei

Barsinghausen. Das Polizeikommissariat Barsinghausen hat seine Unfallstatistik für das Jahr 2022 vorgestellt – dem Jahr des Unfalls am Kirchdorfer Rehr. Neben ansonsten positiven Entwicklungen, überschattet der schwere Unfall mit seinen vielen schwer Verletzten und den beiden verstorbenen Kindern das Gesamtergebnis..

„Es ist schwer von positiven Zahlen zu sprechen, wenn doch in dieser Statistik dieser Unfall mit den beiden verstorbenen Kindern auftaucht“, erklärt Ludger Westermann, Leiter des Polizeikommissariats Barsinghausen, „Auch bei uns ist dieser Unfall nachhaltig in Erinnerung geblieben und hat bei allen Mitarbeitern für große Bestürzung gesorgt.“

Mehr Verletzte, aber weniger Unfälle

Insgesamt hat die Polizei Barsinghausen 743 Vorfälle im Straßenverkehr aufgenommen. Diese Zahl ist nahezu identisch mit dem Vorjahr (749) und deutlich unter den Zahlen von 2019 (829). In den Coronajahren waren weniger Menschen auf den Straßen unterwegs, weshalb die Zahlen z.B. im Jahr 2020 bei 696 liegen. Erfreulich sei, dass die Zahl der Unfälle mit Personenschäden im Jahr 2022 (109) gegenüber den Vorjahren 2021 (118) und 2020 (123) gesunken ist. Jedoch wurden dabei mehr Personen verletzt (143), als noch 2021 (136). „Dies ist darauf zurückzuführen, dass mehr Personen in den Fahrzeugen saßen. Das lässt sich natürlich nicht beeinflussen“, so der Leiter des Streifendienstes, Christian Ebeling. Insgesamt läge man in Barsinghausen aber unter dem Landesdurchschnitt.

Keine Unfallschwerpunkte

Die Anzahl von Schwerverletzten ist von 2020 (14), über 2021 (16), bis 2022 (18) im leichten Aufwärtstrend. Die Zahl der leicht verletzten Personen schwankt auf ähnlichem Niveau von 2020 (137), 2021 (116) bis 2022 (122). 2020 verstarben drei Personen bei Verkehrsunfällen und 2021 waren es vier. Im Jahr 2022 verstarben die beiden Kinder am Kirchdorfer Rehr und eine männliche Person auf der B65. Zum Großteil waren die Schwerverletzten und Getöteten im PKW unterwegs, ein geringerer Teil verunfallte auf Fahrrad/Pedelec. „Dies zeigt uns, dass Fußgänger in Barsinghausen sehr sicher unterwegs sind“, so Ebeling, „Auch wenn der Fahrradstreifen an der Hannoverschen Straße für Diskussionen sorgte, Radfahrer gehören auf die Straße und sind dort auch sicher, denn Unfälle passieren nicht, wenn jemand hinterherfährt. Radfahrer werden zumeist an Kreuzungen übersehen.“

Ein Unfallschwerpunkt bei den Unfällen mit Schwerverletzen oder Getöteten ist nicht erkennbar. Im Jahr 2022 haben sich Vorfahrt, Geschwindigkeit und Abbiegen als Schwerpunkte bei Hauptunfallursachen abgehoben. Am Esseler Hof sei es zu zwei Unfällen gekommen, was auch auf den Asphalt dort zurückzuführen sei, der bei Nässe nicht sehr griffig bei überhöhten Geschwindigkeiten sei. „Es ist aber kein Unfallschwerpunkt und die Beschilderung weist auch auf eine Geschwindigkeit von 50 bei Nässe hin“, so die Polizisten.

Kinder und Senioren sind in Barsinghausen sicher

Neben dem Unfall am Kirchdorfer Rehr sind keine Kinder verstorben, oder haben schwere Verletzungen erlitten. Als ungeschützte Verkehrsteilnehmer (Radfahrer und Fußgänger) sind fünf Kinder leicht verletzt worden. Auch die Auswertung der Schulunfälle zeigt keinen Grund zur Besorgnis. Die Gesamtzahlen bewegen sich auf durchschnittlichem Niveau. „So haben wir grundsätzlich eine positive Entwicklung und man kann sagen, dass Kinder in Barsinghausen und auf dem Schulweg sicher sind“, fasst Ebeling zusammen.

Die Anzahl der schwer verletzten Senioren (4) entspricht dem Wert aus dem Vorjahr (4). Leicht verletzt wurden 2022 17. 2021 waren es 14 und unerklärlicherweise 2020 noch 43 und 2019 41.

Junge Erwachsene neigen zur Selbstüberschätzung

Die Unfallzahlen von jungen Erwachsenen (18 bis 24) ist auf gleichbleibendem Niveau, auch im Vergleich zum Landesdurchschnitt. So wurden 2022 21 leicht verletzt, 2021 19 und 2020 19. Schwer verletzt wurden 2020 eine Person, 2021 2 und 2022 ebenfalls 1. Bei zwei Fällen konnte Alkohol/Drogen nachgewiesen werden. Vier Fälle stechen heraus, da sie von der Fahrbahn abkamen, was auf eine fehlende Selbsteinschätzung zurückzuführen sei. Die Polizei setzt weiter auf Präventionsarbeit und möchte in Zukunft schon in der Fahrschule auf Gefahren wie Alkohol/Drogen und überhöhte Geschwindigkeit hinweisen.

Keine verstorbenen Fußgänger oder Motorradfahrer

Die Anzahl der verunglückten Radfahrer ist in allen Bereichen deutlich gesunken. Verunfallten 2021 insgesamt noch 52 Personen, wovon 39 leicht- und 16 schwerverletzt wurden Eine Person starb 2021. 2022 verunfallten 40 Personen, wovon 28 leicht- und 13 schwerverletzt wurden. 2022 verstarb kein Fußgänger. Ein örtlicher Schwerpunkt konnte nicht ausgemacht werden. Insgesamt wurde jedoch bei 21 von 40 Unfällen mit Radfahrern kein Helm getragen. „Es ist wichtig, einen Schutzhelm zu tragen. Ein Helm kann insbesondere dabei helfen, Kopfverletzungen mit schwerwiegenden Folgen zu verhindern“, wird die Polizei nicht müde aufzuklären.

Erfreulich ist, dass im Jahr 2022 keine Motorradfahrer bei Verkehrsunfällen verstorben oder schwerverletzt worden sind. 2021 bildet da gegenüber den vergangenen Jahren mit zwei verstorbenen eine Ausnahme.

Verkehrsunfallfluchten bleiben ein Ärgernis

Die Gesamtzahl der Verkehrsunfallfluchten ist im Vergleich zum Vorjahr (216) gleichgeblieben. Erfreulich ist für Polizei und Geschädigte, dass die Aufklärungsquote wieder einen Wert von über 40 Prozent erreicht hat. „Bei den Unfallfluchten, die zumeist auf Parkplätzen auftreten, sind wir weiterhin auf viele Hinweise von den Bürgern angewiesen, um die Fälle aufzuklären“, so Westermann, „Nur selten sind Überwachungskameras installiert und Geschädigte bleiben auf dem Schaden sitzen.“

Viele Kontrollen sollen Unfälle vermeiden

Im Jahr 2022 gab es eine konzeptionelle Änderung hinsichtlich der Verkehrsmaßnahmen. Der Schwerpunkt lag hierbei auf Überwachung von Geschwindigkeit, Vorfahrtsregeln, Verstößen von und gegen Radfahrer, Ablenkung und Fahrtüchtigkeit. Auch in diesem Jahr wird sich das PK Barsinghausen weiterhin bei der Verkehrsüberwachung an den Hauptunfallursachen ausrichten.

So wird es weiter Geschwindigkeitskontrollen geben, ob jemand am Steuer am Handy spielt, aber auch Alkoholkontrollen wird es weiter geben. Interessant wird für die Polizei hier noch eine mögliche Legalisierung von Marihuana. „Alkohol baut sich kontinuierlich ab. Bei Marihuana kann die Fahrtüchtigkeit noch nach Tagen eingeschränkt sein. Es kann auch Flashbacks geben. Aber grundsätzlich gilt, wer unter Drogeneinfluss steht, hat im Straßenverkehr nicht verloren“, findet Ebeling. Auch beim Handy am Steuer ist gesetzlich alles klar, so ist ein Bedienen während der Fahrt schlicht nicht erlaubt.

„Es ist keine Wegelagerei, wie mancher Bürger gerne behauptet, wir haben keinen finanziellen Vorteil davon“, so der Leiter des PK, „Wir orientieren uns bei den Maßnahmen an den Hauptunfallursachen, damit Unfälle verhindert werden.“ „Wir kontrollieren viel und wir finden viel und es könnten alles Unfälle sein“, ergänzt Ebeling abschließend.