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Kontroverse Diskussion über die Zukunft der Tourismusförderung

Der Vereinsvorsitzende Rainer Krabbe (rechts) und sein Stellvertreter Bernd Ludewig.

Barsinghausen.

Gestern Abend - im Verlauf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung des Vereins "Tourismus Barsinghausen" - gab es kontroverse Ansichten, wie die Zukunft der Tourismusförderung aussehen soll. Der aktuelle Stand (CON berichtete): Das vom Verein betriebene Tourismusbüro in der Osterstraße wurde geschlossen, da der Rat einen beantragten Personalkostenzuschuss von 60.000 Euro für die nächsten zwei Jahre abgelehnt hat."Ich bin gerade dabei, das Büro aufzulösen", so der 1. Vorsitzende Rainer Krabbe. Er wird künftig von zu Hause aus arbeiten, denn der Tourismusverein will für 2018 und 2019 weiterhin die Erstellung und Ãœberarbeitung von Informationsbroschüren, den Besuch auf Tourismusmessen sowie Schaltung von Werbeanzeigen übernehmen. Krabbe geht davon aus, dass der Rat dafür je 6.000 Euro für die nächsten zwei Jahre genehmigen wird. "Allerdings war ich kurz davor, alles hinzuschmeißen. Die Arbeit unseres Vereins, der seit fast 130 Jahren besteht, wird nicht gewürdigt."

Die Verteilung von Prospekten, Beratung und Beantwortung von Telefonaten und Mails zu touristischen Anfragen will jetzt der ASB direkt im Barsinghäuser Bahnhof übernehmen. Dazu gestern Abend Andreas Schröter von der Stadtverwaltung: "Es hat sich jetzt eine neue Situation ergeben, wir werden sehen, wie ausgelastet der ASB mit der zusätzlichen Aufgabe sein wird. Leider liegen uns keine verlässlichen Zahlen vor." Dazu nannte ein Besucher rund 50.000 Übernachtungen im Jahr, auch Krabbe verwies auf ein von ihm vorgelegtes, ausführliches Konzept. "Doch ich befürchte, nicht alle Ratsmitglieder haben dies vor ihrer Abstimmung gelesen."

Schröter kündigte Überlegungen an, künftig zum Beispiel auch im Rahmen des ILEK Calenberger Land (Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept) den Tourismus fördern zu können.

Einige Mitglieder zweifelten daran, dass der ASB die Arbeit ebenso verlässlich leisten kann, wie es bisher durch das Tourismusbüro gewährleistet war. Sie schlugen unter anderem vor, dass nur die Vermarktung der Privatunterkünfte weiterhin vom Verein organisiert werden sollte, die Tourismusförderung - also Marketing, Internetauftritt oder personelle Besetzung - aber Sache der Stadt sein sollte.

SPD-Ratsmitglied Reinhard Dobelmann (Vorsitzender Finanzausschuss) geht davon aus, dass die ASB-Anlaufstelle völlig ausreichen wird: "Denn die Leute informieren sich vor ihrer Reise und buchen zu rund 90 Prozent übers Internet, deswegen brauchen kein extra Büro. Die eingesparten Kosten können wir anderswo besser einsetzen." Er hält außerdem den Internetauftritt des Vereins für ausbaufähig. Dazu Krabbe: "Das sehe ich nicht so. Wir haben schon viel Lob für unsere Homepage bekommen, die durchschnittlich 15 Mal pro Tag aufgerufen wird."

Dobelmann sah grundsätzlich die Erwartungshaltung der Vereinsmitglieder an die Stadt als zu hoch an: "Sie möchten schließlich ihre Unterkünfte vermarkten, dazu gehört auch Eigenengagement." Dazu ein Vereinsmitglied: "Nein, im Gegenteil, die Stadt erwartet von uns, die gesamte Tourismusförderung ehrenamtlich zu übernehmen" - und verwies auf die Gemeinde Wennigsen, die sich ihren Tourismusservice 35.000 Euro jährlich kosten lässt.