Kneipp-Verein durchwandert den Harz

Wennigsen / Gehrden.

Bei hochsommerlichen Temperaturen unternahm der Kneipp-Verein Wennigsen/Gehrden am 19. Juli eine etwa elf Kilometer lange Wanderung durch den Harz unter der Leitung von Klaus Martin. Idealer Ausgangspunkt war der Radau-Wasserfall, an dem sich die Wanderer in Bewegung setzten. Aufgrund der hohen Temperatur war es ein Geschenk, den Tag im Schatten der Laubbäume und Tannen verbringen zu dürfen. Der erste Anstieg begann auf naturbelassenen Wegen. Auf dem höchsten Punkt dieser Wanderung in 585 Meter über Normalnull genossen die Wanderer erst einmal die gesunde Tasse Kaffee des Kneippianers. Und zwar das kalte Armbad an einer Wassertränke: beide Arme bis zur Mitte der Oberarme ins Wasser eintauchen bis ein Kältegefühl spürbar wird; währenddessen weiteratmen und dabei lächeln – das schadet nie; danach das Wasser sanft von den Armen abstreifen: eine Erfrischung bei Abgeschlagenheit und Müdigkeit beziehungsweise Förderung der Blutzirkulation.

Kurz darauf erschloss sich der erste Blick auf die Eckertalsperre. Diese Talsperre, die mitten im Nationalpark Harz in unmittelbarer Nähe zum Brocken liegt, wurde in der Zeit von 1939 bis 1943 erbaut. Durch den Stausee führte auch die innerdeutsche Grenze; heute noch deutlich sichtbar anhand des Grenzpfahles mitten auf der Staumauer. Die Gewichtsstaumauer aus Beton widersteht dem Wasserdruck allein durch ihr Eigengewicht von 420.000 Tonnen. Das sehr weiche Wasser aus den geschützten Hochmooren und den Quellen im Harz wird hier zu Trinkwasser bester Qualität aufbereitet. Von hier aus werden durch eine Wassertransportleitung mit einer Länge von 78 Kilometer vorrangig die Regionen Braunschweig, Wolfsburg und Wolfenbüttel mit Trinkwasser versorgt. Aus der Eckertalsperre entnommenes Wasser wird auch für die Stromgewinnung genutzt. Unterwegs hatten die Wanderer Gelegenheit, ihre Wasserbehältnisse an einer gekennzeichneten Station wieder mit dem wertvollen Getränk aus der Talsperre aufzufüllen.

Am Fuße des Brockens liegt das Quellgebiet der Ecker. Der direkte Blick vom Stausee zum Brocken (1.140 Meter über Normalnull), dem höchsten Berg im Mittelgebirge Harz und in ganz Norddeutschland, begeisterte die Kneippianer sehr. Am liebsten wären einige zum Brockenhaus gewandert – aber der Rückweg stand ja auch noch an.

Im Anschluss an einen Abstecher entlang des Stausees verlief die Wanderung erholsam entlang der Ecker, teilweise auf schmalen Wegen durch ein idyllisches Waldgebiet und über Bergwiesen, gesäumt von wunderschönen Wiesenblumen. Mitten im Wald gelegen erreichten die Kneippfreunde auf ihrer Tour durch den Nationalpark die traditionsreiche Waldgaststätte Molkenhaus, die sich für eine Rast auf der Terrasse wunderbar eignete. Und im Anschluss an die Stärkung verlief die Wanderroute erneut durch Laubwald, unter anderem mit einem Ausblick auf das Bad Harzburger Gabbromassiv, einem gewaltigen Steinbruch, der eine große Bandbreite unterschiedlicher Gesteinstypen besitzt. Auf abschüssigen Serpentinen näherte sich die Gruppe allmählich dem Ausgangspunkt, dem Radauwasserfall.

Er wurde am westlichen Hang des Winterbergs 1859 zur Belebung des Fremdenverkehrs künstlich angelegt. Gespeist wird der Wasserfall an dem etwa 23 Meter hohen Felsabsturz durch einen 1000 langen künstlich angelegten Kanal, den Hanggraben; unten fließt das Wasser in den Fluss Radau. Der Blick von oben auf das herabstürzende Wasser und die abschließende Rast in der Waldgaststätte Radauwasserfall beendeten einen bewegten Tag. Denn gemäß der Kneipp`schen Lehre ist Bewegung Leben und schützt vor vielen Erkrankungen. Sebastian Kneipp erkannte damals schon, dass Bewegungsmangel krank macht und meinte: „Der beste Weg zur Gesundheit ist der Fußweg.“ Damit ist Bewegung zu einem wichtigen Element des Gesundheitssystems nach Kneipp geworden.