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Saubere Stadt: Es geht um die Wurst

Anja Rommerskirchen und Burkhard Küppers wollen Springe - und andere Städte - vom Hundekot befreien.

Springe.

Ohne Anja Rommerskirchen wäre die Aula der Grundschule in Springe gestern Abend dunkel geblieben. Die gebürtige Tönisvorsterin lebt seit drei Jahren in Springe und realisierte im Spätsommer 2018 bei einem „Heimatbesuch“ wie sauber Parks, Wege und öffentliche Plätze in Tönisvorst waren. „Mir wurde erstmals bewusst, wie zugek***t hier in Springe alles ist und ich erinnerte mich daran, dass Tönisvorst erst seit ein paar Jahren hundekotfrei ist“.

Sie nahm zunächst Kontakt zu Burkhard Küppers, Gründer der Initiative gegen Hundekot in Deutschland (kurz IGHID) auf, einem Mann, der sich von Berufungswegen im wahrsten Sinne des Wortes mit Scheiße befasst und Tönisvorst binnen kürzester Zeit von Tretminen, Häufchen, Hundekot, wie Hundebesitzer auch immer die Hinterlassenschaften ihrer Fellnasen titulieren, befreit hat. Nicht in emsiger Eigenarbeit, sondern durch ein ausgetüfteltes Konzept.

Ein Fall für Springe

Rommerskirchen kontaktierte Christian Springfeld, Bürgermeister in Springe. Sie stellte das Paradebeispiel Tönisvorst und Initiator Küppers den von Hundekot zugepflasterten Wege in Springe gegenüber. Springfeld reagierte und lud „den Kot-Tüten-Flüsterer“ ein. Den Mann, der dem Hundekot den Kampf angesagt hat.

Küppers frage sich seit elf Jahren, warum Städte und Gemeinden in ganz Deutschland den Kampf gegen Hundekot entweder mit unkommentiert aufgestellten Beutelspendern oder teilweise sehr obskuren Mitteln zu bekämpfen versuchen. Die Spanne reiche von Androhung mittleren bis schmerzhaften Bußgeldern, über eine Hundekot- Polizei, bis zur Anhebung der Hundesteuer, verändere jedoch das Problem selbst nicht. Die Gefahr in einen Haufen zu treten, bleibe ebenso wie die ignorante Haltung mancher (vieler) Hundehalter, die ihren Fiffi, Bello, Rex, Harras oder Daisy überall verrichten ließen, ohne aktiv etwas dagegen zu tun. Dabei wäre es ganz einfach: Tüte auf, Hand rein, Hundekot aufnehmen, Tüte zuknoten und ab in den nächsten Mülleimer. „Es muss von beiden Seiten, den Ämtern und Betroffenen umgedacht werden, nicht eingeschüchtert“, so Küppers. Ein vernünftiges Miteinander. „Es hapert an der Kommunikation zwischen den Hundehaltern und den Menschen ohne Hund. Es gibt Verbote und Drohungen, Ärger und Anfeindungen, das führt nicht weiter, sondern entzweit die Lager“. Küpers will gemeinsam mit Städten und Kommunen Ziele definieren und den Weg zu einer sauberen Stadt erarbeiten. „Mein Wunsch ist es, Bürger, Vereine, Unternehmen und die Damen und Herren der Ordnungsämter auf einen Nenner zu bringen.

Hoffnung für Springe?

  • Aktuell bereichern 2.044 Hunde das Leben der Springer.

  • Durchschnittlich produzieren sie jeweils zwei Haufen am Tag.

  • In 365 Tagen beläuft sich die Zahl auf 1.492.120 Haufen.

  • Bei einem durchschnittlichen Gewicht von 60 Gramm pro Haufen entstehen 89.527 Kilogramm Hundekot im Jahr.

Gut, zum Vergleich: in Berlin entstehen an einem Tag 55 Tonnen Hundekot.

Springe am Deister. Die 30.000 Seelen Gemeinde macht es ihren Hundehaltern bis heute nicht leicht. Ohne einen einzigen öffentlichen Hundekotbeutelspender, ohne Mülleimer in ausreichender Anzahl wird es kompliziert, die Ausscheidungen des Vierbeiners ordnungsgemäß zu verklappen.

Der Weg zu einer sauberen Stadt Springe könnte, so Küppers, in enger Zusammenarbeit mit allen Beteiligten gelingen. Eine Online sowie Offline Befragung aller Bürger, um den Bedarf an Hundekotspenderboxen sowie die entsprechenden Entsorgungsstationen zusammen zu tragen sei ein gesunder Anfang. „Positive Kommunikation mit allen Zielgruppen mit und ohne Hund, damit das Umdenken in Gang gesetzt wird“. Der Keil, der zwischen Hundebesitzer und Menschen ohne Vierbeiner getrieben wäre, sei eine gefährliche Mischung, die teilweise furchtbare Konsequenzen für die Tiere bedeuteten. „Wenn der beste Freund des Menschen ständig auf den Gehweg macht, ist es eine Frage der Zeit, bis ein Hundehasser zu perfiden Mitteln greift oder es zu Handgreiflichkeiten unter den Zweibeinern kommt. Anders herum müssen auch die Hundehalter begreifen, dass das Ziel – die saubere Stadt- nur gelingen könne, wenn nach der Gassirunde jeder sein volles Tütchen trägt“.

Ein klarer Auftrag an den Rat:

Bürgermeister Springfeld nimmt sich der Thematik Hundekotflut an. "Ich bin gerne bereit, die Situation im Sinne der Stadt Springe zu ändern, vertrete die Impulse vor dem Rat der Stadt und allen politischen Vertretern. Wir werden den Vorschlag, die positive Beratung von Burkhard Küppers und IGHID, in die Parteien tragen, damit Mittel bereit gestellt werden, um dem Ziel „saubere Stadt“ näher zu kommen. Dies gilt, schließlich steht Springe gleichermaßen für die elf zugehörigen Ortsteile, für uns alle."