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Voslapper Groden – Zukunftsfragen zwischen Energieversorgung und Naturschutz

Symbolbild. Quelle: Pixabay.

Hannover/Wilhelmshaven. Im Zuge der aktuellen Diskussion um die künftige Nutzung des Voslapper Groden Nord betonen mehrere Naturschutzverbände die Notwendigkeit einer präzisen fachlichen Bewertung. Nach bisher vorliegenden Informationen bleiben wesentliche energie- und klimapolitische Fragen unbeantwortet. Sie sind jedoch entscheidend für die Beurteilung des langfristigen Nutzens und der ökologischen Folgewirkungen der geplanten Anlagen.

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Energieversorgungssicherheit und fossile Abhängigkeiten
Als Ziel des Projekts wird vielfach die Sicherung der Energieversorgung angeführt. Allerdings bleibt unklar, ob die geplante Infrastruktur tatsächlich überwiegend auf erneuerbare Energieträger ausgerichtet ist oder im Wesentlichen eine Verlängerung fossiler Lieferketten darstellt. Synthetische Gase („eNG“) sind bislang nicht in industriell relevanten Mengen verfügbar. Zudem kann nicht zweifelsfrei ausgeschlossen werden, dass die vorgesehenen Prozessketten überwiegend fossiles Erdgas nutzen und dadurch bestehende Abhängigkeiten von Importen fossiler Energieträger verstetigen.

Wasserstoff: Einsatzfelder und Wirtschaftlichkeit
Fachliche Analysen legen nahe, dass Wasserstoff als Energieträger vor allem in ausgewählten industriellen Prozessen und als Langfristspeicher eine Rolle spielen kann. Für den großflächigen Einsatz im Verkehrs- oder Wärmesektor gilt Wasserstoff nach derzeitigem Stand als wenig effizient und wirtschaftlich nicht konkurrenzfähig gegenüber der direkten Elektrifizierung. Die langfristige Tragfähigkeit des Projekts erscheint deshalb auch vor dem Hintergrund des raschen Ausbaus erneuerbarer Stromerzeugung und der dezentralen Speichertechnologien als fraglich.

Ökologische Bedeutung des Standortes
Der Voslapper Groden Nord ist Teil des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000 und weist eine hohe Bedeutung für den Arten- und Lebensraumschutz auf. Eingriffe in diese Flächen sind nach geltendem Recht nur dann zulässig, wenn ein übergeordnetes öffentliches Interesse besteht und keine ökologisch weniger wertvollen Alternativen zur Verfügung stehen. Eine Kompensation durch Ausgleichsmaßnahmen an anderen Standorten kann nach Auffassung von Fachkreisen im Fall des Voslapper Groden den Verlust von Lebensraumqualität und Biodiversität nicht ausgleichen.

Potenzial bestehender Flächen und Nachnutzung
Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob vorhandene bereits versiegelte oder minder genutzte Industrieareale für die geplanten Vorhaben genutzt werden könnten. Die fortgesetzte Ausweitung auf unversiegelte Schutzgebiete, obwohl zahlreiche Industrie- und Hafenflächen brachliegen oder nachgenutzt werden könnten, ist aus naturschutzfachlicher Sicht nicht vertretbar. Solche Planungen ignorieren grundlegende Prinzipien der Flächen- und Ressourcenschonung und befördern eine Entwicklung, die den Verlust einzigartiger Naturflächen billigend in Kauf nimmt.

Transparenz der Planungsgrundlagen
Für eine sachliche Beurteilung sind belastbare Informationen zu den tatsächlichen Lieferketten, der Herkunft der Energieträger, den vorgesehenen Umwandlungsverfahren und den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen erforderlich. Insbesondere vor dem Hintergrund der langfristigen Bindungswirkung solcher Infrastrukturprojekte ist eine transparente und unabhängige Bewertung notwendig.

Beteiligung der Bevölkerung und wissenschaftliche Begleitung
Vor dem Hintergrund der erheblichen räumlichen und ökologischen Auswirkungen sollten die Planungen in einer breiten öffentlichen Debatte begleitet und wissenschaftlich überprüft werden. Neben dem Klima- und Artenschutz betrifft dies auch Fragen der regionalen Entwicklungsperspektiven, der wirtschaftlichen Nachhaltigkeit und der sozialen Akzeptanz.

Die anstehende Entscheidung über die Nutzung des Voslapper Groden Nord wird prägend sein für die Entwicklung der Energiewirtschaft in der Region und insbesondere für den Schutz einmaliger Naturflächen. Eine nachhaltige Transformation der Energieversorgung kann nur gelingen, wenn ökologische, ökonomische und soziale Aspekte in ihrer Gesamtheit berücksichtigt und transparent abgewogen werden.

Aus naturschutzfachlicher Sicht ist bislang nicht erkennbar, dass die Planung dem Anspruch einer ganzheitlichen und verantwortungsvollen Abwägung gerecht wird. Statt einer sorgfältigen Prüfung der ökologischen Folgen entsteht der Eindruck, dass erhebliche Eingriffe in wertvolle Naturflächen vorangetrieben werden, ohne die langfristigen Schäden für Artenvielfalt und Klima angemessen zu berücksichtigen. Das wäre verheerend. Wenn wir wirtschaftliche Entwicklung weiter auf Kosten von Natur und Umwelt betreiben, statt sie mit ökologischen Zielen in Einklang zu bringen, zerstören wir langfristig unsere eigenen Lebensgrundlagen.

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