Barsinghausen. Bereits am vergangenen Sonntag präsentierte Calenberger Cultour eine Aufführung, die als raffiniert-provokante Kirchenkomödie und eine bitterböse Satire angekündigt war. Sie ließ nichts aus, was vor allem in der katholischen Kirche im Argen liegt. In etwas über zwei Stunden wurde aufgezeigt, was man alles darüber zu wissen glaubt und wie die klerikale Führung damit umgeht, sorgsam zusammengestellt von den Satirikern Alistair Beaton und Dietmar Jacobs in einer spritzig ironischen Komödie.
Keine Skandale, kaum Kirchenaustritte, ein Leben in Harmonie: Dank Bischof Konrad Glöckner gilt das kleine deutsche Bistum, das sich gerade auf die Feierlichkeiten zum 700-jährigen Jubiläum vorbereitet, in Rom als Vorbild für moralische Integrität. Die Begeisterung im Vatikan ist so groß, dass sich sogar der Papst für eine Übernachtung im bischöflichen Palast angekündigt hat.
Kurz vor dem Besuch des Heiligen Vaters platzt jedoch ein ehemaliger »Kardinalfehler« in Glöckners perfekte Kirchenidylle. In Person von Emma Lind erhält er Besuch von der sehr hübschen einmaligen »kleinen Dummheit« aus seiner Vergangenheit als Priesterseminarist.
Es gibt nur eine einzige Person, die für alle das Bistum betreffenden amtlichen und privaten Probleme eine Lösung findet: Generalvikar Koch, glänzend dargestellt von Hans Machowiak, dessen Motto »Wir gestehen nichts ein, was uns schadet« noch immer alles zum Guten gewendet hat. So wird also nicht gelogen, sondern es werden passendere Wahrheiten gefunden, ein Trick, der es mittlerweile mit etwas anderem Wording bis in die hohe Politik geschafft hat.
Manfred Langner, der das anregende Theaterstück, das sich eindrucksvoll von komödiantischer Konfektionsware unterscheidet, in Auftrag gegeben hat, betont, dass es in „Kardinalfehler“ nicht um sexuellen Missbrauch geht, da man »über dieses ernste Thema keine Komödie schreiben kann«. Es soll auch keine Tätigkeiten diskriminieren, die in direktem Zusammenhang mit dem Engagement für den Glauben und den damit verbundenen Aufgaben und Diensten eines Geistlichen stehen
Ein Abend voller Witz, Biss und Brillanz – "Kardinalfehler" ist weit mehr als nur ein herkömmliches Theaterstück und sorgt dafür, dass man mit einem Schmunzeln über die Absurditäten des Lebens nach Hause geht.

