Region. Cuxhaven/Hannover. Es gilt das bewährte Motto „Ihr rockt. Wir retten.“ Ganz in diesem Sinne leisteten die Johanniter in der vergangenen Woche bis zum Montagmorgen, 21. Juli beim Deichbrand Festival in Nordholz bei Cuxhaven die sanitätsdienstliche Betreuung. Bereits bevor die ersten Besucher am Mittwochmittag auf das Gelände strömten, sicherten die ehrenamtlich Helfenden die Aufbauphase ab. Letztendlich waren pünktlich zur Öffnung des Infields zwischen den beiden Hauptbühnen am Donnerstag insgesamt alle acht Unfallhilfsstellen und die Fußstreifen bereit, um Patienten schnell und angemessen zu versorgen, bei Bedarf eine erste ärztliche Einschätzung zu leisten oder den Transport in eines der umliegenden Krankenhäuser zu übernehmen.
In diesem Jahr kümmerten sich die Johanniter-Rocker-Retterinnen und -Retter um insgesamt 2.900 Patientinnen und Patienten. Davon wurden 1.300 Fälle im Rahmen von Prellungen, Stauchungen, Kreislauf- oder alkoholbedingten Problemen protokolliert. Bei 2.600 Vorfällen handelte es sich um Bagatellen wie Blasen, Schürfwunden oder Pflasterbedarf. In die umliegenden Krankenhäuser wurden 105 Transporte durchgeführt. Einsatzleiter Thorsten Ernst zieht insgesamt ein positives Fazit: „Unsere ehrenamtlichen Einsatzkräfte haben auch bei diesem Einsatz sowohl bei Regenwetter als auch an den heißeren Tagen eine hohe Motivation und enorme Leistungsbereitschaft gezeigt. Dieses ehrenamtliche Engagement ist keineswegs eine Selbstverständlichkeit und wir freuen uns jedes Jahr darüber.“ Hinsichtlich der Patientenkontakte war es laut Ernst ein erfreulich ruhiges Einsatzgeschehen: „Bei der Art und der Anzahl der Verletzungen zeichnet sich meist ein ähnlicher Verlauf ab. Zu Beginn sind es vermehrt typische Verletzungen beim Zeltaufbau, in der weiteren Entwicklung erleben wir im Wesentlichen Grillunfälle, Prellungen und Stauchungen, aber auch alkohol- oder drogenindizierte Fälle. An Tagen mit höheren Temperaturen kümmern wir uns vermehrt um Kreislaufstabilisierung und erinnern verstärkt an eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Die absolute Ausnahme sind gottseidank lebensbedrohliche Verletzungen.“
Insgesamt acht Unfallhilfestellen standen rund um das Infield an den Bühnen sowie den angrenzenden Campingplätzen für die medizinische Versorgung der Gäste zur Verfügung. Dort wurden Sanitätszelte aufgebaut und medizinisches Material vorgehalten, um die Erstversorgung sicherzustellen. Mehrere Fußtrupps waren zudem immer auf dem Gelände unterwegs, um kurzfristig vor Ort helfen zu können oder den Transport zur nächsten Unfallhilfestelle vorzunehmen. Ein entsprechendes Schichtsystem sicherte eine Betreuung rund um die Uhr. Zusätzlich standen zahlreiche Johanniter-Rettungsfahrzeuge für den Patiententransport in die umliegenden Krankenhäuser zur Verfügung. Die Zusammenarbeit zwischen dem Landkreis Cuxhaven und der JUH wurde seit 2023 in diesem Bereich verstärkt.
Im Hintergrund waren zudem größere Aufgaben im Bereich der Einsatzleitung, Logistik, Technik und Verpflegung notwendig. Und auch hier wurde den unterschiedlichen Bedürfnissen Rechnung getragen: Die Helfenden erhielten auf Wunsch vegetarische oder vegane Kost, Allergien oder Unverträglichkeiten wurden berücksichtigt. Das Resultat waren insgesamt 11.400 warme und kalte Einzel-Mahlzeiten. Verbraucht wurden unter anderem 7.500 Brötchen, 160 Kilogramm Reis, 180 Kilogramm Nudeln, 80 Kilogramm Kartoffeln, 960 Kilogramm Wurstaufschnitt (inkl. vegan) und 420 Kilogramm Käseaufschnitt. 1.200 Kilogramm Konserven und 1.060 Kilogramm Fleischwaren (inkl. vegan) vervollständigten die Versorgung. Untergebracht wurden die Johanniter-Einsatzkräfte dankenswerterweise erneut auf dem Gelände des angrenzenden Fliegergeschwaders. Auch dies sei ein Zeichen erfolgreicher zivil-militärischer Zusammenarbeit, betonte Thorsten Ernst.
Für alle Ehrenamtlichen der Johanniter ist dieses Festival immer ein besonderer Einsatz. Zahlreiche Einsatzkräfte aus dem Landesverband Niedersachsen/Bremen sowie aus anderen Landesverbänden nehmen Urlaub, um bei den umfangreichen Maßnahmen des Sanitätsdienstes zu unterstützen – und natürlich auch, um das eine oder andere Konzert zu genießen. Vor Ort waren Johanniter aus Würzburg, Mannheim, Harburg, Köln, Berlin, Kiel, Kassel, Eschweiler und vielen weiteren Ortsverbänden im Bundesgebiet. Einige Helfende verbrachten sogar ihre Geburtstage hier. Das Deichbrand Festival ist darüber hinaus auch backstage jedes Jahr wieder ein kleines Event für alle Ehrenamtlichen, denn die gemeinsame Unterkunft bietet Möglichkeiten zum Austausch, einem Wiedersehen, dem gemeinsamen Chillen und der Vernetzung.
Über die Johanniter-Unfall-Hilfe e. V., Landesverband Niedersachsen/Bremen
Der Landesverband Niedersachsen/Bremen der Johanniter-Unfall-Hilfe e. V. erstreckt sich von der Nordsee bis in den Harz, zwischen der Lüneburger Heide und dem Emsland, in der Mitte das Bundesland Bremen. Ihm angeschlossen sind die fünf Regionalverbände Bremen-Verden, Harz-Heide, Niedersachsen Mitte, Südniedersachsen und Weser-Ems.
Von der ambulanten Pflege über den Bevölkerungsschutz, die Sanitäts- und Rettungsdienste bis hin zur Jugendarbeit und den Kindertagesstätten – mit unseren Angeboten unterstützen wir Menschen in allen Lebenslagen. Rund 3.700 Menschen sind in unserer Region hauptamtlich für die Johanniter-Unfall-Hilfe e. V. tätig. Aus Liebe zum Leben engagieren sich zudem mehr als 7.500 Helferinnen und Helfer ehrenamtlich in Niedersachsen und Bremen, darunter über 1.700 Johanniter-Jugendliche. Ohne die Unterstützung unserer gut 102.000 Fördermitglieder wäre all dies nicht möglich.