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Schönfärberei beim Wolfsbestand

Hannover. Die jüngst vom Bundesumweltministerium vorgenommene Neubewertung des Erhaltungszustands des Wolfs sorgt beim NABU Niedersachsen für massive Kritik. Erstmals wurde der Zustand für die kontinentale biogeografische Region als „günstig“ gemeldet – obwohl weite Teile Süd- und Südwestdeutschlands nahezu wolfsfrei sind. Der NABU Niedersachsen sieht darin eine politische Einflussnahme auf eine fachlich-wissenschaftliche Einstufung und warnt vor schwerwiegenden Folgen für den Artenschutz.

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„Die Datenlage lässt eine solche Einstufung schlicht nicht zu. In Bayern, Baden-Württemberg, Thüringen und Hessen leben nur sehr wenige Wölfe – in manchen Regionen sind die Bestände zuletzt sogar wieder zurückgegangen“, erklärt Lamin Neffati, Pressesprecher des NABU Niedersachsen. „Diese Entscheidung ignoriert nicht nur die tatsächliche Verbreitung, sondern auch die rechtlichen Vorgaben der EU.“

Der Europäische Gerichtshof hat bereits in einem Urteil für Österreich deutlich gemacht, dass bei der Bewertung des Erhaltungszustands nicht allein die bundesweite Population ausschlaggebend ist. Entscheidend ist auch die Situation in den einzelnen Regionen. Eine Einstufung als „günstig“ darf nur dann erfolgen, wenn die Art in ihrem gesamten natürlichen Verbreitungsgebiet in einem stabilen Zustand ist – was für den Wolf in Deutschland derzeit nicht zutrifft.

Der NABU Niedersachsen schließt sich der Forderung des NABU Bundesverbands an und verlangt vom Umweltministerium vollständige Transparenz über die Bewertungsgrundlagen der Entscheidung. Nur eine fachlich nachvollziehbare und belastbare Einstufung gewährleistet die rechtskonforme Umsetzung der europäischen Naturschutzrichtlinien.

Zugleich warnt der NABU Niedersachsen vor falschen Interpretationen: Eine als „günstig“ eingestufte Population bedeutet keineswegs, dass damit Tür und Tor für eine allgemeine Jagd auf den Wolf geöffnet wären. „Diese Bewertung markiert lediglich das Minimum dessen, was nötig ist, um die Art zu sichern“, so Neffati weiter. „Der Schutz von Weidetieren wird durch Herdenschutzmaßnahmen erreicht – nicht durch pauschale Abschüsse.“

Der NABU Niedersachsen fordert, wissenschaftliche Kriterien über politische Interessen zu stellen. Der Schutz streng geschützter Arten wie dem Wolf darf nicht zum Spielball kurzfristiger Stimmungen werden.

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