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Rote Liste der Brutvögel: 15 Vogelarten bereits ausgestorben, 36 weitere vom Aussterben bedroht

Nach langanhaltendem Rückgang seit 1900 ist der Bestand der Uferschnepfe in Niedersachsen und Bremen zwischen 1996 und 2020 noch einmal um 66 % geschrumpft. Die Art kann mit der immer intensiver werdenden Landbewirtschaftung nicht mehr Schritt halten und ist in der neuen Roten Liste als „Stark gefährdet“ eingestuft. Foto: Thorsten Krüger, NLWKN.

Region. Am Mittwoch, 2. Juni, haben der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) und das Niedersächsische Umweltministerium die 9. Fassung der Rote Liste Brutvögel vorgestellt. Die Rote Liste Brutvögel mit Stand 2021 stellt die Gefährdungssituation der 212 in Niedersachsen und Bremen brütenden Vogelarten dar..

„36 Vogelarten sind in Niedersachsen akut vom Aussterben bedroht – das sind so viele wie noch nie. Insgesamt fallen 43 Prozent aller betrachteten Arten in die Gefährdungskategorien der Roten Liste Brutvögel 2021, weitere 14 Prozent stehen auf der Vorwarnliste. Das sind erschreckende Ergebnisse“, sagte Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies. Hinzu kommt, dass seit Beginn der Aufzeichnungen in Niedersachsen und Bremen bereits 15 Arten ausgestorben sind. „Die neue Rote Liste dokumentiert einen ungeheuren Aderlass an heimischer Biodiversität. Das Verschwinden von Arten und der Rückgang der Individuenzahlen in unserer Landschaft haben eine neue Dimension erreicht“, kommentiert Thorsten Krüger, Autor der Studie, die Befunde.

Damit sind in Niedersachsen und Bremen nur noch 43 Prozent der Brutvögel als ungefährdet eingestuft. Die Aufschlüsselung in der Roten Liste nach Hauptlebensraumtypen zeigt dabei, dass 15 von 20 primär im landwirtschaftlich genutzten Offenland siedelnde Arten gefährdet oder bereits ausgestorben sind. Bei dem Hauptlebensraumtyp „Sonderstandorte des Offenlands“, zu dem u.a. Moore, Heiden und Ödland gehören, sind 17 von 23 Arten in den Gefährdungskategorien der Roten Liste zu finden.
Minister Lies warnt: „Diese neue Liste zeigt, wie groß der Handlungsdruck ist. Eine ganz wichtige Säule, um dieser Entwicklung entgegen zu wirken bildet dabei der Niedersächsische Weg, mit dem wir auch den Vogelschutz konsequent wie noch nie angehen – und zwar gemeinsam mit den Naturschutzverbänden und der Landwirtschaft. Das sind langfristige Projekte, die jetzt Fahrt aufnehmen und deren erste Ergebnisse sich hoffentlich bereits bei der nächsten Auflage der roten Liste widerspiegeln. Hier haben wir bereits zusätzliche 100 Millionen Euro jedes Jahr in Niedersachsen mobilisiert. Gleichzeitig brauchen wir in Deutschland insgesamt mehr Geld für den Natur- und Artenschutz. Im Rahmen der Umweltministerkonferenz haben wir bundesweit etwa eine Milliarde Euro pro Jahr gefordert. Für Niedersachsen wären das rund 100 Millionen für zusätzliche Projekte.“

Aber auch darüber hinaus werde man die Artenvielfalt in Niedersachsen erhalten und fördern, so Lies: „Unter anderem mit dem vor zwei Jahren angelaufenen und von der EU-kofinanzierten LIFE IP-Projekt „GrassBirdHabitats“, mit dem wir die nationale und internationale Biodiversitäts-Strategie in den Natura 2.000-Gebieten unterstützen. Den Schutz von Vögeln gehen wir aber auch konkret vor Ort an und verbessern die Lebensräume von Uferschnepfe, Rotschenkel, dem Kiebitz und vielen weiteren gefährdeten Arten. Die Liste zeigt aber auch, dass Vogelschutz eine Frage ist, die auch internationale Antworten braucht. Vogelpopulationen, deren Brutgebiete durch die Folgen des Klimawandels zerstört oder, die auf ihren Zugwegen bejagt werden, werden sich in Niedersachsen allein nicht erholen können.“